Gedichte

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Dein Sessel ist nun leer

Dein Lieblingssessel ist nun leer,
kein Schnurren kündet von Behagen,
kein Samtgetrippel grüßt mich mehr
und niemand will mein Schuhband jagen.

Kein Schmieren und kein Maunzgeschrei
sagt mehr: wo bleibt mein Fresschen?
Wo Spielzeug war und Katzenbrei
ist jetzt ein einsam leeres Gässchen.

Dein bisschen Habe steht im Schrank,
du kommst ja doch nie mehr zurück,
und ewig schulde ich dir Dank
für Freude, Trost und Spaß und Glück.

Von Gott hast du das Katzenrecht,
das dir nach irdischem Getümmel,
nach Sorgen, Zärtlichkeit, Gefecht
ein Kuschelplätzchen schafft im Himmel.  

 

Alles für die Katz!

Am Anfang schuf Gott die Katze nach seinem Bild.

 Und wohl bemerkt, er fand sie gut. Sie war auch gut. 

Aber die Katze war faul. Sie wollte nichts tun. 

Dann, viele tausend Jahre später, schuf Gott den Menschen.

 Einzig mit dem Ziel, der Katze zu dienen, ihr als Sklave zu dienen bis ans Ende aller Zeiten.

 Der Katze hatte er Trägheit und die Klarsicht gegen, dem Menschen gab er die Angst, 

die Begabung zum Handwerk und die Freude an der Arbeit.

 Der Mensch nahm dies frohen Herzens an. 

Im Laufe der Jahrhunderte errichtete er eine Zivilisation, die auf der Erfindung, 

der Produktion und dem Verbrauch basierte. Eine Zivilisation, 

die in Wirklichkeit nur ein geheimes Ziel hatte: 

der Katze Komfort, Behausung und Schutz zu schaffen.

 Das heisst: Der Mensch erfand Millionen von unnützen, insgesamt absurden Dingen,

 und das alles, um gleichzeitig die paar Gegenstände zu produzieren, 

die für das Wohlbefinden der Katze unverzichtbar waren: die Heizung, 

das Kissen, den Napf, den Korb mit Sägemehl, den Teppich, den Plüschläufer, 

den Weidekorb und vielleicht auch das Radio, denn Katzen lieben die Musik sehr. 

Aber von allem wissen die Menschen nichts. Gesegnet seien sie! 

Und sie glauben, es auch zu sein.

 

Alles steht zum Besten in der besten aller Welten... für Katzen!

Die Maus jedoch spricht in dem Bau:
"Ich bin zwar klein, doch bin ich schlau!
Ich rühr mich nicht von hinnen,
ich bleibe drinnen!"
Da plötzlich hört sie - statt"miau"-
ein laut vernehmliches "wau-wau"
und lacht: "Die arme Katze,
der Hund, der hatse!

Jetzt muß sie aber schleunigst flitzen,
anstatt vor meinem Loch zu sitzen!"
Doch leider - nun, man ahnt`s bereits-
war das ein Irrtum ihrerseits,
denn als die Maus vors Loch hintritt -
es war nur ein ganz kleiner Schritt -
wird sie durch Katzenpfotenkraft
hinweggerafft!---

Danach wäscht sich die Katz die Pfote
und spricht mit der ihr eignen Note:
"wie nützlich ist es dann und wann,
wenn man 'ne fremde Sprach kann...!"


Ein Gedicht von Heinz Erhardt.
 

 

Das Besondere der Katzen

Katzen treiben sich viel mit Hexen herum;
doch das ist es nicht.

Das Besondere der Katzen ist,
daß sie dich immer anschauen,
vor allem wenn du schläfst.

Manche tun so, als schauten sie nicht,
solange du hinschaust.
Ihnen ist nicht zu trauen.

Manche Katzen schmollen, weil sie
das falsche Fell tragen.
Sie fühlen sich minderwertig.

Andere Katzen schauen dich direkt an,
so daß du nicht deine Milch trinken
oder dich der Liebe hingeben kannst,
sondern immer nur denkst,
die Katze schaut mich direkt an.

Doch alle Katzen tun das Gleiche:
Sie schaun dich an und schaust hin und hinein.

Eine Katze ist kein Gewissen;
das will ich damit nicht sagen.
Ich frage ja nur:
Warum schauen sie so?

John L'Heureux (geb. 1934)

 

Der letzte Gang


Bin ich dereinst gebrechlich und schwach
Und quälende Pein hält mich wach -
Was Du dann tun mußt - tu es allein.
Die letzte Schlacht wird verloren sein.

Daß Du sehr traurig, verstehe ich wohl.
Deine Hand vor Kummer nicht zögern soll.
An diesem Tag - mehr als jemals geschehen -
muß Deine Freundschaft das Schwerste bestehen.

Wir lebten in Jahren voll Glück.
Furcht vor dem Muß?
Es gibt kein Zurück.
Du möchtest doch nicht, daß ich leide dabei.
Drum gib, wenn die Zeit kommt, bitte mich frei!

Begleite mich dahin, wohin ich gehen muß.
Nur - bitte bleibe bei mir bis zum Schluß.
Und halte mich fest und red mir gut zu,
bis meine Augen kommen zur Ruh.

Mit der Zeit - ich bin sicher - wirst Du es wissen,
es war Deine Liebe, die Du mir erwiesen.
Vertrauender Blick ein letztes Mal -
Du hast mich befreit von Schmerzen und Qual.

Und gräme Dich nicht, wenn Du es einst bist -
der Herr dieser schweren Entscheidung ist.
Wir waren beide so innig vereint.
Es soll nicht sein, daß Dein Herz um mich weint.

 

Hund und Katze

Miezel, eine schlaue Katze,
Molly, ein begabter Hund,
Wohnhaft an demselben Platze,
Haßten sich aus Herzensgrund.

Schon der Ausdruck ihrer Mienen,
Bei gesträubter Haarfrisur,
Zeigt es deutlich: Zwischen ihnen
Ist von Liebe keine Spur.

Doch wenn Miezel in dem Baume,
Wo sie meistens hin entwisch,
Friedlich dasitzt, wie im Traume,
Dann ist Molly ausser sich.

Beide lebten in der Scheune,
Die gefüllt mit frischem Heu,
Alle beide hatten Kleine,
Molly zwei und Miezel drei.

Einst zur Jagd ging Miezel wieder
Auf das Feld. Da geht es bumm.
Der Herr Förster schoß sie nieder.
Ihre Lebenszeit ist um.

Oh, wie jämmerlich miauen
Die drei Kinderchen daheim.
Molly eilt, sie zu beschauen,
Und ihr Herz geht aus dem Leim.

Und sie trägt sie kurzentschlossen
Zu der eignen Lagerstatt,
Wo sie nunmehr fünf Genossen
An der Brust zu Gaste hat.

Mensch mit traurigem Gesichte,
Sprich nicht nur von Leid und Streit,
Selbst in Brehms Naturgeschichte
Finder sich Barmherzigkeit.

( von Wilhelm Busch )

 

"Ja, das Kätzchen hat gestohlen,
und das Kätzchen wird ertränkt.
Nachbars Peter sollst du holen,
daß er es im Teich versenkt !"


Nachbars Peter hat's vernommen,
ungerufen kommt er schon:
"Ist die Diebin zu bekommen,
gebe ich ihr gern den Lohn! "

"Mutter, nein, er will sie quälen.
Gestern warf er schon nach ihr,
bleibt nichts andres mehr zu wählen,
so ertränk' ich selbst das Tier."

Sieh, das Kätzchen kommt gesprungen,
wie es glänzt im Morgenstrahl!
Lustig hüpft's dem kleinen Jungen
auf den Arm zu seiner Qual.

"Mutter, laß das Kätzchen leben,
jedesmal, wenn's dich bestiehlt,
sollst du mir kein Frühstück geben,
sieh nur, wie es artig spielt!"

"Nein, der Vater hat's geboten,
hundertmal ist ihr verziehn!"
"Hat sie doch vier weiße Pfoten!"
"Einerlei! Ihr Tag erschien!"

"Nachbarin, ich folg' ihm leise,
ob er es auch wirklich tut!«
Peter spricht es häm'scherweise,
und der Knabe hört's mit Wut.

Unterwegs auf manchem Platze
bietet er sein Liebchen aus;
aber keiner will die Katze,
jeder hat sie längst im Haus.

Ach, da ist er schon am Teiche
und sein Blick, sein scheuer, schweift,
ob ihn Peter noch umschleiche -
ja, er steht von fern und pfeift.

Nun, wir müssen alle sterben,
Großmama ging dir vorauf,
und du wirst den Himmel erben,
kratze nur, sie macht dir auf!

Jetzt, um sie recht tief zu betten,
wirft er sie mit aller Macht,
doch zugleich, um sie zu retten,
springt er nach, als er's vollbracht.

Eilte Peter nicht, der lange,
gleich im Augenblick herzu,
fände er, es ist mir bange,
hier im Teich die ew'ge Ruh.

In das Haus zurückgetragen,
hört er auf die Mutter nicht,
schweigt auf alle ihre Fragen,

schließt die Augen trotzig - dicht.

Von dem Zucker, den sie brachte,
nimmt er zwar zerstreut ein Stück;
doch den Tee, den sie ihm machte,
weist er ungestüm zurück.

Welch ein Ton! Er dreht sich stutzend,
und auf einer Fensterbank,
spinnend und sich emsig putzend,
sitzt sein Kätzchen blink und blank.

"Lebt sie, Mutter?" "Dem Verderben
warst du näher, Kind, als sie!"
"Und sie soll auch nicht mehr sterben?"
"Trinke nur, so soll sie's nie!"

Friedrich Hebbel

 

Der letzte Gang


Bin ich dereinst gebrechlich und schwach
Und quälende Pein hält mich wach -
Was Du dann tun mußt - tu es allein.
Die letzte Schlacht wird verloren sein.

Daß Du sehr traurig, verstehe ich wohl.
Deine Hand vor Kummer nicht zögern soll.
An diesem Tag - mehr als jemals geschehen -
muß Deine Freundschaft das Schwerste bestehen.

Wir lebten in Jahren voll Glück.
Furcht vor dem Muß?
Es gibt kein Zurück.
Du möchtest doch nicht, daß ich leide dabei.
Drum gib, wenn die Zeit kommt, bitte mich frei!

Begleite mich dahin, wohin ich gehen muß.
Nur - bitte bleibe bei mir bis zum Schluß.
Und halte mich fest und red mir gut zu,
bis meine Augen kommen zur Ruh.

Mit der Zeit - ich bin sicher - wirst Du es wissen,
es war Deine Liebe, die Du mir erwiesen.
Vertrauender Blick ein letztes Mal -
Du hast mich befreit von Schmerzen und Qual.

Und gräme Dich nicht, wenn Du es einst bist -
der Herr dieser schweren Entscheidung ist.
Wir waren beide so innig vereint.
Es soll nicht sein, daß Dein Herz um mich weint.

 

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